Narzissmus in der BDSM-Community – Warum fühlen sich manche Narzissten hier besonders wohl?*Ein kritischer Blick auf Macht, Kontrolle und Verantwortung

Einleitung: Zwischen Klischee und Realität

BDSM steht für Vertrauen, klare Regeln und den bewussten Umgang mit Macht. Doch immer wieder tauchen Berichte auf, die Narzissten mit der BDSM-Szene in Verbindung bringen – sei es in Foren, bei Workshops oder in privaten Dynamiken. Warum scheinen manche Menschen mit narzisstischen Zügen gerade hier anzuziehen? Und wie können Community-Mitglieder sich schützen, ohne pauschal zu verurteilen? Dieser Blog beleuchtet die Gründe, warum Narzissmus und BDSM manchmal kollidieren, und gibt praktische Tipps für einen achtsamen Umgang.


1. Narzissmus verstehen: Was macht einen Narzissten aus?

Narzisstische Persönlichkeitszüge sind komplex und reichen von selbstbewusstem Auftreten bis zur toxischen Manipulation. Die Diagnose „narzisstische Persönlichkeitsstörung“ (NPS) umfasst laut ICD-11:

  • Ein grandioses Selbstbild, das ständige Bestätigung braucht.
  • Geringe Empathie für andere.
  • Ausbeuterisches Verhalten in Beziehungen.
  • Neigung zu Manipulation, Überheblichkeit oder Wut bei Kritik.

Hinweis: Nicht jeder selbstsichere Dom ist ein Narzisst! Gesunde Dominanz basiert auf Respekt, nicht auf Ausbeutung.


2. Warum BDSM für Narzissten attraktiv sein kann

2.1 Die Faszination der Macht

BDSM bietet eine klare Rollenverteilung – ein scheinbar perfektes Spielfeld für Narzissten, die Kontrolle und Bewunderung suchen. Als Dom können sie:

  • Autorität ausüben, ohne diese ständig infrage stellen zu müssen.
  • Idealisierung erfahren („Sub Frenzy“ bei Neulingen).
  • Ihre Grandiosität durch ritualisierte Handlungen inszenieren.

2.2 Manipulationsmöglichkeiten

Narzissten nutzen oft psychologische Tricks wie Love-Bombing (überwältigende Zuwendung zu Beginn) oder Gaslighting (Realitätsverzerrung, z. B. „Du bist zu empfindlich für BDSM“). In einer Dynamik, die auf Vertrauen basiert, fällt es schwer, solche Muster früh zu erkennen.

2.3 Fehlende Konsequenzen

Einige Narzissten profitieren von der Tabuisierung der Szene:

  • Subs scheuen sich oft, Missbrauch öffentlich zu machen, aus Angst vor Stigmatisierung.
  • In anonymen Online-Foren können sie leichter falsche Identitäten aufbauen.

2.4 Verwechslung von Dominanz und Narzissmus

Ein charismatischer Dom, der klare Grenzen setzt, wird leicht mit einem Narzissten verwechselt – besonders von Außenstehenden. Der Unterschied liegt in der Absicht:

  • Ein guter Dom priorisiert das Wohl des Subs.
  • Ein narzisstischer Dom priorisiert sein eigenes Ego.

3. Warnzeichen: So erkennst du narzisstische Tendenzen

3.1 „Ich bin der beste Dom – frag einfach alle!“

Übertriebene Selbstbeweihräucherung, Abwertung anderer Doms oder das Ignorieren von Community-Regeln sind Red Flags.

3.2 Mangelnde Empathie in der Aftercare

Nach einer Session geht es beim Narzissten nur um sein eigenes Lob – nicht um deine Bedürfnisse.

3.3 Grenzen als persönliche Beleidigung

Reagiert er wütend, wenn du Safe-Words nutzt oder Nein sagst? Das ist ein klares Zeichen für mangelnden Respekt.

3.4 Isolationstaktiken

Sätze wie „Die Community versteht unsere Dynamik nicht“ sollen dich von Feedback und Unterstützung abschneiden.

3.5 Projektion und Schuldumkehr

„Du bist undankbar, nach allem, was ich für dich tue!“ – Klassische Manipulation, um Kritik zu ersticken.


4. Warum die BDSM-Community nicht pauschal verurteilt werden darf

Es wäre falsch, BDSM per se als „Narzissten-Magnet“ zu stigmatisieren. Die meisten Aktiven setzen sich intensiv mit Ethik auseinander. Doch wie in jeder Subkultur gibt es schwarze Schafe. Problematisch wird es, wenn:

  • Machtungleichgewichte ausgenutzt werden (z. B. von erfahrenen Doms gegenüber Neulingen).
  • Kritik unterdrückt wird („Echte Subs vertrauen blind“).
  • Täter-Opfer-Umkehr stattfindet („Du hast doch den Vertrag unterschrieben!“).

5. Schutzstrategien: Wie du dich schützt – ohne die Szene zu meiden

5.1 Bildung als Waffe

  • Lies Bücher über gesunde BDSM-Dynamiken (z. B. „The New Topping Book“ von Dossie Easton).
  • Besuche Workshops zu Consent und psychischer Sicherheit – viele Veranstalter thematisieren Narzissmus explizit.

5.2 Langsame Annäherung

Lass dich nicht von grandiosen Versprechungen blenden. Ein seriöser Dom wird:

  • Zeit in Vorabgespräche investieren.
  • Keine sofortige Unterwerfung fordern.

5.3 Nutze die Community als Kontrollinstanz

  • Frage diskret nach Erfahrungen anderer mit der Person.
  • Meide Doms, die sich weigern, sich in etablierten Gruppen zu bewegen.

5.4 Achte auf Gleichgewicht

Gesunde BDSM-Dynamiken empowern beide Seiten. Frage dich:

  • Fühle ich mich nach Sessions gestärkt oder ausgelaugt?
  • Dürfen auch meine Bedürfnisse im Vordergrund stehen?

5.5 Professionelle Unterstützung

Therapeuten mit BDSM-Kenntnissen helfen, toxische Muster zu erkennen – z. B. über die Deutsche Gesellschaft für Sexualforschung (DGfS).


6. FAQ: Häufige Fragen

Q: Sind Narzissten überhaupt in der Lage, sicheren BDSM zu praktizieren?
A: Menschen mit ausgeprägter NPS fehlt meist die Empathie für verantwortungsvolle Dominanz. Sie nutzen BDSM oft als Werkzeug zur Selbstinszenierung, nicht zum gegenseitigen Wachstum.

Q: Wie unterscheide ich einen selbstbewussten Dom von einem Narzissten?
A: Ein gesunder Dom ist an deinem Wohl interessiert, gesteht Fehler ein und fördert deine Autonomie. Ein Narzisst sieht dich als „Spielzeug“ für sein Ego.

Q: Warum bleiben manche Subs bei narzisstischen Doms?
A: Trauma-Bindung, idealisierte Vorstellungen von Hingabe oder Scham können dazu führen. Hier ist externer Support entscheidend.


7. Fazit: Bewusste Macht statt toxischer Kontrolle

BDSM lebt davon, dass Macht bewusst verhandelt wird – Narzissmus hingegen ist der Feind jeder gesunden Verhandlung. Die Szene hat Tools, um Missbrauch zu minimieren: klare Verträge, Safe-Words und eine aufgeklärte Community. Nutze sie, um dich zu schützen, und vergiss nie:
Deine Grenzen sind heilig – egal wie charismatisch der Dom ist.

Weiterführende Ressourcen:

  • Buch: „In Fesseln vertrauen – BDSM zwischen Tabu und Sehnsucht“ (Kathryn Hanson)
  • Online-Forum: BDSM-Forum.de mit moderierten Diskussionen zu Sicherheit
  • Beratung: Nußknacker e.V. – Anlaufstelle bei psychischem Missbrauch in BDSM-Kontexten

Dieser Blog soll sensibilisieren, ohne zu verteufeln. BDSM kann ein Raum für tiefe Verbindung sein – doch wie überall gilt: Selbstbewusstsein schützt vor Ausbeutung.

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