„seineJulia“ Botschafterin des BDSM und Kämpferin für sexuelle Freiheit
Ein persönlicher Erfahrungsbericht von sudom.ch
Leben zwischen Licht und Schatten
Seit vielen Jahren bewege ich mich in einer Szene, die von Licht und Schatten geprägt ist. Das Licht besteht aus den tiefgreifenden Erfahrungen und Erkenntnissen, die ich im BDSM gesammelt habe – Erfahrungen, die vielen Menschen verborgen bleiben. Doch der Schatten zeigt sich darin, dass man diese Erlebnisse kaum mit anderen teilen kann, ohne missverstanden oder verurteilt zu werden. Vorurteile gegenüber uns, das Hervorheben negativer Eigenschaften der BDSM-Szene, sinnlose Erklärungsversuche gegenüber Familie und Freunden bis hin zur sozialen Ausgrenzung und dem Verlust sozialer Kontakte – all das haben wir erlebt.
Die Notwendigkeit der Aufklärung
Wir beobachteten, wie viele Menschen sich auf Dark-Romance-Bücher und Filme wie „Fifty Shades of Grey“ stürzen und stellten fest: Es bedarf dringend einer Aufklärung und eines klaren Standpunkts gegenüber Intoleranz, Unwissenheit und Vorurteilen. Durch Recherchen auf verschiedenen Social-Media-Plattformen wie Facebook, YouTube, Instagram sowie Messenger-Plattformen wie WhatsApp, Telegram und Discord kamen wir zu dem Schluss, dass es da draußen weit mehr Menschen gibt, die sich unserer Lebens- und Emotionsebene anschließen würden, als wir uns vorstellen konnten. Es sind nicht nur Hunderte oder Tausende – es sind Hunderttausende allein in Deutschland, die sich fragen: „Wo will ich hin? Wo stehe ich sexuell? Wie kann ich das für mich rechtfertigen? Und wo finde ich Hilfe, Rat und Beistand, auch in schwierigen Situationen?“
Die Gründung von sudom.ch
Diese Erkenntnisse führten zur Gründung unseres Portals sudom.ch. Unser erster bedeutender Einsatz fand über TikTok statt. Warum ausgerechnet TikTok? Ganz einfach: Dort hält sich eine repräsentative Bandbreite der deutschen Bevölkerung auf, unterhält sich und tauscht sich aus. Nach intensiver Suche stießen wir auf zahlreiche BDSM-Foren und Creator, die das Thema BDSM in ihren Content aufgenommen hatten. Doch in vielen Fällen fehlte uns das gewisse Etwas – bis wir eines Tages über eine junge, blonde Dame stolperten, die sich „seineJulia“ nannte und absolut ehrlichen, menschlichen und inhaltsvollen Content über das Thema BDSM veröffentlichte.
Die Entdeckung von „seineJulia“
Im ersten Moment waren wir wie vom Donner gerührt, denn sie brachte mit einfachen Worten genau das auf den Punkt, was wir schon immer weitergeben wollten, gedacht haben und fühlten. Ihre Zitate, ihre Beiträge, die Art und Weise der Aufarbeitung dieser Themen und der unerschütterliche Wille, der dahintersteht, haben uns zutiefst berührt und motiviert.
„seineJulia“ ist eine TikTok-Creatorin mit über 19.000 Followern und mehr als 422.000 Likes. Sie beschreibt sich selbst mit den Worten: „Demut schärft die Wahrnehmung.“ In ihren Videos gibt sie Einblicke in das Leben einer Submissiven und thematisiert die verschiedenen Facetten des BDSM-Lifestyles. Ein Beispiel ist ihr Video „Mein Leben als Sub: Slow Submission erleben“, in dem sie ihre Erfahrungen und Gedanken zum Thema Slow Submission teilt.
In einem anderen Video mit dem Titel „Das Schreibpult: Mehr als nur ein Möbelstück“ betont sie, dass BDSM kein Spiel ist – zumindest nicht immer. Sie stellt die Frage: „Was passiert, wenn aus Dominanz Besessenheit wird? Wenn Kontrolle nicht mehr einvernehmlich ist?“
Diese und weitere Inhalte von „seineJulia“ bieten wertvolle Einblicke und regen zum Nachdenken an. Sie spricht offen über die Herausforderungen und Missverständnisse, die mit dem BDSM-Lifestyle einhergehen, und setzt sich für eine differenzierte Betrachtung ein.
Die Herausforderungen auf TikTok
Natürlich haben wir am Rande mitbekommen, dass es gerade für solche Beiträge und Ansichten auf TikTok scheinbar keinen Platz gibt. Stattdessen konsumiert man sensationslüstern Inhalte über Menschen mit Behinderung, freut sich über das verzweifelte Nuscheln eines gehirnoperierten Menschen mit nicht vorhandenen Kochkünsten, lässt sich die Zukunft von einem 3,50 € teuren Pendel von Temu voraussagen oder verschreibt sich merkwürdigen Wünschelrutentanten, die minutiös die nächsten 24 Stunden des Lebens voraussagen können, aber keine Ahnung haben, was sie selbst am Abend essen werden. Seltsame DJs spielen Sound aus der Konserve, und überall dazwischen monetarisierter Content für jeden erdenklichen Quatsch, der völlig überteuert im Dropshipping-Verfahren an nicht allzu helle Kunden weiterverkauft wird.
Die Bedeutung einer starken Community
Und mitten darunter gibt es Menschen, die mit aller Macht versuchen, etwas Gutes zu bewirken – sei es durch Nahrungsmittel, nachhaltiges Leben, eine bessere Lebensqualität, raus aus dem Alltag, lebensbejahend, intensiv, vielfältig und herrlich erfrischend. Auch in der BDSM-Szene gibt es solche Menschen, denen es in erster Linie nicht um Geld, sondern um die Sache an sich geht. Sie wissen, dass wir, wenn wir alle so leben wollen, wie wir es möchten, eine starke Community brauchen – ohne Neid, ohne Konkurrenzdenken, ohne Eifersucht und ohne Hass, mit freier Meinung und Akzeptanz von jedermann. Das steht übrigens auch im Grundgesetz.
Dank an „seineJulia“ und die Community
An diesem Punkt möchten wir „seineJulia“ im Besonderen und all den anderen motivierten Menschen in der BDSM-Community danken, dass ihr für unsere Sache kämpft und dass ihr unsere Sache lebt. 1000 Dank für alles – und dir ganz besonders, Julia.
Dein SUDOM-Team (Katja, Pia, Mel und Tom)
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Diese Kolumne basiert auf den persönlichen Erfahrungen des sudom.ch-Teams und würdigt die Arbeit von „seineJulia“ als Botschafterin des BDSM auf TikTok. Ihre Inhalte bieten wertvolle Einblicke und tragen zur Aufklärung und Entstigmatisierung des BDSM-Lifestyles bei.