Spielzeug – Was ist sinnvoll, was ist Unfug – und worauf sollte man achten?
Das erste Mal ein Toy in der Hand halten – für viele BDSM-Neulinge ist das ein aufregender Moment. Egal ob Peitsche, Handschellen oder Vibrator: Spielzeug kann das gemeinsame Erleben auf eine neue Ebene heben. Doch der Markt ist riesig, und nicht alles, was glänzt, ist Gold – oder sicher. In diesem Beitrag klären wir, welche Spielzeuge für Einsteiger*innen wirklich sinnvoll sind, worauf man achten sollte und was eher in die Kategorie „Unfug“ oder sogar „gefährlich“ fällt.
Die Grundregel: Kommunikation vor, während und nach dem Spiel
Reden, abstimmen, Vertrauen schaffen
Bevor überhaupt ein Toy ins Spiel kommt, sollte ein offenes Gespräch stattfinden. Was sind die Vorlieben? Welche Grenzen gibt es? Gibt es Tabus, medizinische Einschränkungen oder Ängste?
Das magische Dreieck: SSC
Sicher – Sane – Consensual ist das Grundprinzip im BDSM. Alles, was mit Spielzeug passiert, muss sicher, mit gesundem Menschenverstand und einvernehmlich erfolgen. Daran sollte sich jeder halten – besonders Anfängerinnen.
Sinnvolle Toys für den Einstieg
1. Flogger & kleine Peitschen
Ein Flogger mit weichen Leder- oder Silikonriemen ist ideal für den Einstieg. Er sieht bedrohlich aus, lässt sich aber sanft einsetzen – perfekt zum Herantasten.
Tipp: Am besten zuerst selbst auf dem Oberschenkel ausprobieren, um ein Gefühl für Intensität und Schwung zu bekommen.
2. Seile & Fesseln
Bondage ist für viele eine faszinierende Erfahrung. Doch Finger weg von billigen Seilen aus dem Baumarkt!
Sinnvoll für Anfänger:
• Bondage-Tapes (kleben nur an sich selbst)
• Soft-Cuffs mit Klettverschluss
• Baumwollseile (keine scharfen Kanten)
Achtung: Niemals Fesselungen um Hals oder Brustkorb legen – Erstickungs- und Verletzungsgefahr!
3. Augenbinden & Masken
Sensorische Deprivation – also das Ausschalten eines Sinnes – kann das Erleben intensivieren. Eine einfache Augenbinde bringt Spannung ins Spiel und kostet oft nur wenige Euro.
Pluspunkt: Keine Verletzungsgefahr, dafür maximale Wirkung.
4. Paddle & Klatsche
Wer es etwas intensiver mag, kann mit einem Paddle oder einer Klatsche experimentieren. Auch hier gilt: vorher selbst testen und immer wieder auf Reaktionen achten.
Unbedingt vermeiden: harte Schläge auf Nierengegend, Gelenke oder Wirbelsäule!
5. Vibratoren & Stimulatoren
BDSM ist nicht nur Schmerz – auch Lust will erforscht werden. Vibratoren, Auflegegeräte oder Stimulatoren für Klitoris oder Prostata sind tolle Ergänzungen für ein verspieltes Szenario.
Achte auf:
• Hautfreundliches Material (Silikon, medizinisches PVC)
• Leichte Reinigung (wasserfest oder abwaschbar)
• Kein billiger China-Plastik!
Gemeinsam ausprobieren – der Reiz des Neuen
1. Neugier wecken
Ein Toy auspacken, gemeinsam beschnuppern, vielleicht zusammen erste Tests machen – das kann der Start in ein wundervolles Spiel sein. Wer gemeinsam lacht, erkundet und scheitert, stärkt die Bindung.
2. Safe Word – auch bei harmlosen Toys
Auch wenn’s „nur“ eine Augenbinde ist: ein vorher vereinbartes Safe Word schafft Sicherheit. Klassiker wie „Rot“, „Gelb“, „Grün“ oder individuelle Wörter („Erdbeerkuchen!“) bieten schnelle Klarheit.
3. Nachbesprechung & Feedback
Nach dem Spiel ist vor dem Vertrauen. War das Toy angenehm? Gab es Momente der Unsicherheit? Was kann man beim nächsten Mal anders oder besser machen?
Spielzeuge, die (noch) nichts für Anfänger sind
1. Nadeln, Haken, Blutspiele
Medizinisches BDSM kann faszinierend sein – ist aber nichts für den Einstieg. Infektionsgefahr, psychologische Überforderung und Verletzungen sind real. Bitte nur mit fundierter Anleitung und nach Erfahrung!
2. Elektrosex-Spielzeuge (E-Stim)
Klingt spannend – ist es auch. Aber hier ist Vorsicht geboten. Ohne Vorkenntnisse kann es zu Verbrennungen oder sogar Herzrhythmusstörungen kommen. Keine Spielzeuge für Neugierige ohne Know-how!
3. Atemkontrolle
Egal wie sexy es in Filmen aussieht: Atemkontrolle (Breath Play) ist lebensgefährlich. Kein Spiel für Beginner – und auch nichts, das man “mal eben” ausprobiert.
Was ist kompletter Unfug?
1. Billig-Toys vom Wühltisch
Handschellen mit scharfen Kanten, Peitschen, die beim ersten Schwung zerbrechen, oder Gleitgel mit reizenden Zusatzstoffen – bitte nicht. Lieber ein bisschen mehr investieren, dafür aber sicher spielen.
2. Toys aus dem Baumarkt
„Improvisieren“ klingt kreativ, ist aber oft riskant. Kabelbinder, Paketband oder Putzlappen haben im Spielzimmer nichts verloren. Sie bergen Verletzungsgefahren und sind nicht hautfreundlich.
3. Influencer-„Empfehlungen“ ohne Hintergrund
Manche TikTok- oder Insta-Kanäle preisen dubiose Toys an – ohne Kenntnisse oder Sicherheitsaspekte. Spielzeuge sind kein Trend, sondern Vertrauenssache.
Auf Qualität achten – aber woran erkennt man gute Toys?
1. Material & Verarbeitung
Silikon, Edelstahl, Leder – das sind die Klassiker. Wichtig ist, dass die Oberflächen glatt, leicht zu reinigen und frei von Weichmachern sind. Keine Risse, keine scharfen Kanten!
2. Zertifikate & Siegel
Gute Shops bieten Produkte mit CE-Kennzeichnung, medizinischer Eignung oder Prüfzeichen. Wer Toys aus EU-Shops oder vertrauenswürdigen Onlinehändlern bestellt, ist meist auf der sicheren Seite.
3. Kund*innenbewertungen
Andere Käufer*innen verraten oft mehr als die Herstellerbeschreibung. Achtung auf wiederholte Hinweise zu Geruch, Hautreaktionen oder Verarbeitungsmängeln.
Der Spaß am Ausprobieren – spielerisch Grenzen erkunden
1. Neugier vor Angst
Wer zum ersten Mal ein Paddle in der Hand hält, ist oft unsicher. Das ist normal! Gemeinsam entdecken heißt: kein Druck, kein Muss. Es darf gelacht, gestolpert und neu gestartet werden.
2. Storytelling & Rollenspiele
Ein Toy allein ist spannend – in einem Setting noch mehr. Vielleicht gibt es eine kleine Story, ein Rollenspiel oder sogar einen „Verhörraum“. Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt!
3. Spaß an der Vielfalt
Heute ein Flogger, morgen eine Augenbinde, übermorgen ein Vibrationstoy – Vielfalt hält das Spiel lebendig. Wichtig ist nur: nicht überfordern, sondern Schritt für Schritt steigern.
Sicherheitshinweise – besser wissen als bereuen
1. Hygieneregeln
Toys, die mit Schleimhäuten in Kontakt kommen, sollten nach jedem Spiel gereinigt werden – am besten mit Toyreiniger oder milder Seife. Einige lassen sich auch abkochen oder in die Spülmaschine legen (Herstellerangaben beachten!).
2. Getrennte Nutzung
Dildos, Vibratoren & Co. sollten nicht ungeschützt zwischen Partner*innen gewechselt werden – Übertragungsrisiken! Alternativ: Kondom überziehen.
3. Regelmäßige Kontrolle
Sind Nähte noch intakt? Gibt es Risse oder lose Teile? Gerade bei Fesseln oder Schlaginstrumenten ist eine regelmäßige Kontrolle Pflicht.
4. Keine Experimente bei Kreislaufschwäche, Herzproblemen oder psychischen Belastungen
Toys sollten nicht als „Therapie“ oder zur Flucht vor emotionalem Stress eingesetzt werden. Körper & Psyche verdienen Respekt und Aufmerksamkeit.
Fazit – Weniger ist mehr, Vertrauen ist alles
BDSM-Toys können das gemeinsame Spiel bereichern, intensivieren und neue Welten öffnen. Doch gerade als Anfänger*in sollte man mit Bedacht und Neugier an die Sache herangehen. Es muss nicht sofort die komplette Bondage-Ausrüstung sein. Ein Flogger, eine Augenbinde und ein offenes Herz reichen oft schon aus, um Magie zu erleben.
Der Schlüssel liegt in der Kommunikation, im achtsamen Miteinander und in der Freude am gemeinsamen Entdecken. Wer langsam beginnt, sorgfältig auswählt und nie das Lachen vergisst, hat die besten Voraussetzungen für eine erfüllende BDSM-Reise.